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Deutscher Ethikrat trauert um Peter Radtke

Der Deutsche Ethikrat trauert um sein früheres Mitglied Peter Radtke, der am 28. November 2020 im Alter von 77 Jahren in München verstorben ist.
01.12.2020

Der Autor und Schauspieler Radtke, 1943 mit der Glasknochenkrankheit Osteogenesis imperfecta in Freiburg geboren, war nach seinem Studium der Germanistik und Romanistik an den Universitäten Regensburg und Genf und anschließender Promotion von 1977 bis 1984 als Fachgebietsleiter für das „Behindertenprogramm“ der Münchner Volkshochschule (VHS) tätig. Danach wirkte er als Schauspieler an vielen namhaften Theatern, darunter dem Wiener Burgtheater. In München machte er sich als Mitbegründer des satirischen „Crüppel-Cabarets“ einen Namen.

Peter Radtke war Mitbegründer und bis 2008 Geschäftsführer sowie leitender Redakteur der Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien (abm), später Vorstandsvorsitzender und zuletzt Vorstandsmitglied des Vereins. Darüber hinaus war er Präsident der internationalen Dachorganisation EUCREA, der europäischen Vereinigung zur Förderung von Kreativität und Kunst behinderter Menschen.

Von 2003 bis 2008 gehörte Peter Radtke dem Nationalen Ethikrat an und von 2008 bis 2016 dem Deutschen Ethikrat. Er verstand sich als Brückenbauer zwischen Menschen mit und ohne Behinderung und Vorreiter des Inklusionsgedankens. Kritisch äußerte er sich immer wieder zu den gesellschaftlichen Auswirkungen von genetischer Diagnostik vor und während der Schwangerschaft und machte er sich für ein selbstbestimmtes, würdevolles Sterben stark. Ein herausragendes Ereignis seiner Mitarbeit im Ethikrat war eine öffentliche Abendveranstaltung der Reihe Forum Bioethik mit dem Titel „Menschen mit Behinderungen – Herausforderungen für das Krankenhaus“, die auf Peter Radtkes Initiative hin im März 2014 in München stattfand. Obwohl Peter Radtke schon seit Jahren auf ein Beatmungsgerät angewiesen war, legte er immer großen Wert darauf, an den Sitzungen des Rates persönlich teilzunehmen.

Mit Peter Radtke verlieren die Mitglieder des Deutschen Ethikrates einen ehemaligen Kollegen, den sie wegen seines streitbaren Auftretens und Engagements für die Interessen von Menschen mit Behinderung außerordentlich geschätzt haben.

Das tiefe Mitgefühl der Mitglieder des Rates und der Mitarbeitenden seiner Geschäftsstelle gilt seiner Familie.