Pressemitteilung 06/2015

Tagung Deutscher Ethikrat und Leopoldina: Ethik und Globalisierung

Bundesministerin Johanna Wanka und internationale Experten sprachen über die Frage, auf welcher gemeinsamen Grundlage global vernetzte Forschung ethisch verantwortlich stattfinden kann.
04.12.2015

 

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Christiane Woopen, und der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Jörg Hacker, eröffneten gestern die Veranstaltung "Globale Wissenschaft – Globale Ethik?" im voll besetzten Berliner Auditorium Friedrichstraße. Beide unterstrichen die Chancen, aber auch die Risiken globalisierter Wissenschaft. Hacker verwies insbesondere auf die Freiheit der Forschung "als wesentliche Grundlage für den Fortschritt und den Wohlstand einer Gesellschaft". Woopen betonte: "Die Globalisierung in ihren Chancen nutzen – und nach ethischen Maßstäben gestalten –, das ist die Herausforderung einer trotz aller Widrigkeiten zusammenwachsenden Welt."

Der Theologe Wolfgang Huber hob hervor, dass neben den zweifellos unverzichtbaren Rechtsregeln und der institutionellen Verantwortung das Ethos der Wissenschaftler von herausragender Bedeutung ist. Sind angesichts der globalen Vielfalt allgemeingültige ethische Standards für internationale Forschung möglich? Experten diskutierten die Frage auch mit Bezug auf Genome Editing und klinische Forschung. Inwiefern sich die Menschenrechte bei kultureller Pluralität als gemeinsame Grundlage von Forschungsstandards eignen, reflektierten die Philosophen Heiner Bielefeldt und Hans Joas.

In ihrem forschungspolitischen Vortrag verdeutlichte Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, wie das Spannungsfeld zwischen Forschungsfreiheit und gesellschaftlichen Normen positiv und ethisch verantwortlich gestaltet werden kann. "Forschung bedeutet, dass man moralische Verantwortung trägt und die richtigen Fragen stellt."

Zum Abschluss unterstrich die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates die Komplexität der Herausforderungen zwischen lokaler und globaler Verantwortung sowie zwischen ethischem Pluralismus und unhintergehbarem Anspruch der Menschenrechte. Sie verwies auf den 2016 in Berlin stattfindenden Global Summit der Ethikräte zum Thema "Global Health, Global Ethics, Global Justice".

Das Programm der Veranstaltung sowie die Vorträge und Diskussionsbeiträge der Teilnehmer können unter "weitere Veranstaltungen" abgerufen werden.