Veröffentlicht: 9. Mai 2019
Die Nachricht von der Geburt der ersten genetisch veränderten Babys in China hat im Herbst 2018 weltweit schockierte Reaktionen ausgelöst. Derartige Eingriffe in die menschliche Keimbahn sind erst mithilfe neuer molekularbiologischer Methoden des Genome-Editings möglich geworden. Doch schon die damit verbundenen technischen Unsicherheiten und Risiken gelten derzeit noch nicht als annähernd beherrschbar und sind teilweise auch noch gar nicht abzusehen. Auch aus ethischer Sicht sind noch viele Fragen offen, die der Deutsche Ethikrat in einem längeren Prozess intensiv diskutiert hat.
In seiner Stellungnahme untersucht der Deutsche Ethikrat, ob Eingriffe in die menschliche Keimbahn überhaupt zu rechtfertigen sind und nach welchen Kriterien über die ethische Zulässigkeit konkreter Anwendungen entschieden werden kann. Er befasst sich dabei sowohl mit dem vor jeglicher Anwendung notwendigen weiteren Forschungsprozess als auch mit drei mögliche Einsatzgebieten vom Keimbahneingriffen: der Vermeidung schwerer erblicher Erkrankungen, der Verringerung von Erkrankungsrisiken und der gezielten Verbesserung menschlicher Eigenschaften (Enhancement). Die Analyse stützt sich dabei auf acht ethische Orientierungsmaßstäbe: Menschenwürde, Lebens- und Integritätsschutz, Freiheit, Natürlichkeit, Schädigungsvermeidung und Wohltätigkeit, Gerechtigkeit, Solidarität und Verantwortung.
In der Stellungnahe kommen die Ratsmitglieder zu sieben einstimmigen Empfehlungen, darunter die Forderung nach einem Anwendungsmoratorium, aber auch die Übereinkunft, dass die menschliche Keimbahn nicht kategorisch unantastbar sei. Zu vielen Fragen gibt es jedoch unterschiedliche Positionen und Argumente. In seiner Stellungnahme beleuchtet der Deutsche Ethikrat diese ausführlich und visualisiert die möglichen Entscheidungspfade und ihre Konsequenzen in einem Entscheidungsbaum.
Entscheidungsbaum
In seiner Stellungnahme „Eingriffe in die menschliche Keimbahn“ hat der Deutsche Ethikrat Fragen, Argumente und Positionen zur Erforschung und Entwicklung möglicher Anwendungen auf diesem Gebiet in einem Entscheidungsbaum zusammengeführt. In der interaktiven Grafik unten können die verschiedenen Entscheidungspfade mit ihren jeweiligen Argumenten und den dafür relevanten Orientierungsmaßstäben visualisiert werden, indem man den Mauszeiger auf die kleinen Kreise bewegt oder diese auf einem Touchscreen antippt.
Alternativ lässt sich die Zuordnung von Positionen und Argumenten in der verlinkten PDF-Fassung der Grafik auch tabellarisch nachvollziehen. Die ausführliche Herleitung der Argumente und Orientierungsmaßstäbe wird in der ebenfalls als PDF abrufbaren Stellungnahme entwickelt.