Fortschritte in Forschung und Technik werfen immer auch neue Fragen der ethischen Bewertung auf. Besonders brisant sind hierbei wissenschaftliche Errungenschaften, die grundsätzliche Fragen des menschlichen Lebens betreffen. Eine wichtige Richtschnur im Umgang mit solchen Entwicklungen ist das Vorsorgeprinzip, demzufolge deren Risiken frühzeitig abgeschätzt und nach Möglichkeit ausgeräumt oder gemindert werden sollen, damit auch zukünftige Generationen ein gesundes Leben unter gerechten Bedingungen führen können.
Die Forschung am Embryo, zum Beispiel, konfrontiert uns mit der Problematik einer Definition des menschlichen Lebens. Die Möglichkeiten künftiger genetischer „Verbesserungen“ des Menschen, speziell durch potentielle Eingriffe in die menschliche Keimbahn, würden unterdessen unser Selbstverständnis tief berühren. Fortschritte in den Neurowissenschaften legen wiederum eine Neubetrachtung des freien Willens und somit auch der persönlichen Verantwortung nahe , während die Entwicklung der synthetischen Biologie uns veranlasst, die Erschaffung künstlichen Lebens genauer zu bedenken. Doch auch der individuelle Mensch bedarf möglicherweise des Schutzes vor der Wissenschaft. Wie gehen wir zum Beispiel mit den großen Datenmengen um, die über unser jeder Gesundheitszustand und Lebenswandel gesammelt werden? Dürfen wir klinische Forschung an nicht einwilligungsfähigen Personen (zum Beispiel Kinder oder Menschen mit Behinderungen) betreiben, mit dem Ziel deren Gesundheitszustand in Zukunft zu verbessern? All diese ethischen Fragen müssen im Einklang mit aktuellen wissenschaftlichen Entwicklungen stetig neu geprüft werden.