Biosicherheit – Freiheit und Verantwortung in der Wissenschaft
Wann
Do, 25. April 2013, 10:00 - 16:00 Uhr
Wo
Veranstaltungsort
Zum Thema
Im Forschungslabor veränderte Viren, die Vogelgrippe zwischen Säugetieren auf dem Luftweg übertragbar machen, gaben im letzten Jahr Anlass für eine neue Debatte zur Biosicherheit. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie der Missbrauch von Forschungsergebnissen durch Bioterroristen vermieden werden kann.
Experimente zur Wandelbarkeit von Krankheitserregern gelten als wichtig für die Vorbereitung auf neue Infektionswellen, denen häufig natürliche Veränderungen von Viren und Bakterien zugrunde liegen, die deren Gefährlichkeit erhöhen. Das Wissen um die Schritte, die nötig sind, um Krankheitserreger für den Menschen gefährlicher zu machen, könnte aber auch für die Herstellung von Biowaffen missbraucht werden, so die Sorge. Auch außerhalb der Infektionsbiologie können Forschungsergebnisse und technische Entwicklungen im Bereich der Lebenswissenschaften ein solches Missbrauchspotenzial mit sich bringen, falls durch sie eine Schädigung der Gesundheit von Menschen oder von Nutztieren und -pflanzen möglich ist.
Wie sollen wir mit Forschung umgehen, die zum medizinischen Fortschritt oder anderen gesellschaftlich wichtigen Zielen beitragen soll, gleichzeitig aber auch von Bioterroristen missbraucht werden könnte:
- Reichen freiwillige Verhaltenskodizes aus, um Forscher und diejenigen, die über die Förderung von Forschungsvorhaben und die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen entscheiden, ausreichend für Missbrauchsrisiken und ihre Minimierungsmöglichkeiten zu sensibilisieren?
- Unter welchen Umständen könnten Missbrauchspotenziale eine Entscheidung rechtfertigen, Forschung nicht durchzuführen oder nicht zu veröffentlichen, und wer soll solche Entscheidungen treffen?
- Welche konkreten Mechanismen zur Minimierung von Missbrauchsrisiken sind vorhanden, und wie werden sie umgesetzt? Sind sie angemessen und ausreichend bekannt, und welche Verbesserungsmöglichkeiten gibt es?
Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung den Deutschen Ethikrat beauftragt, eine Stellungnahme zum Thema "Biosicherheit und Forschungsfreiheit – Forschungsförderung und Umgang mit Forschungsergebnissen" zu erarbeiten.
Der Ethikrat möchte sich im Rahmen einer öffentlichen Anhörung am 25. April 2013 mit den vielfältigen Facetten des Themas befassen und sucht hierzu das Gespräch mit Vertretern der wichtigsten Interessengruppen und Perspektiven.
Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen, an der Anhörung als Zuhörer teilzunehmen.
Programm
Begrüßung
Prof. Dr. Christiane Woopen · Vorsitzende des Deutschen Ethikrates
Einleitung
Prof. Dr. Silja Vöneky · Mitglied des Deutschen Ethikrates
Block 1: Problemaufriss
Dual-Use-Gefahrenpotenziale in der aktuellen biowissenschaftlichen Forschung
Prof. Dr. Hans-Dieter Klenk · Philipps-Universität Marburg
Präsentation
Referat
Ethische Grundlagen: Forschungsfreiheit und Verantwortung
Prof. Dr. Torsten Wilholt · Leibniz Universität Hannover
Sicherheitsrecht: Schutzpflichten vs. Forschungsfreiheit
Prof. Dr. Thomas Würtenberger · Universität Freiburg
Referat
Herausforderung Risikokommunikation
Dr. Petra Dickmann · London School of Economics and Political Science
Präsentation
Block 2: Lösungsansätze
Verhaltenskodizes der Wissenschaft; Risikominimierung im Forschungsförderungsprozess
Prof. Dr. Elisabeth Knust · Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik; Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Lösungsansätze für den gesellschaftlichen Informations- und Diskussionsprozess
Prof. Dr. Wolfgang van den Daele · Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
Gesellschaftliches Sicherheitsbedürfnis und verbindliche Regelungen zur Risikominimierung
Christof Potthof · Gen-ethisches Netzwerk e. V.
Verhaltenskodizes und Risikominimierung in der Privatwirtschaft und bei der Gensynthese
Peer Stähler · International Association Synthetic Biology
Präsentation
Voraussetzungen für einen optimalen Bevölkerungsschutz
Dr. Volker Beck · Unabhängiger Berater in Fragen der biologischen Sicherheit
Befragung durch die Mitglieder des Deutschen Ethikrates