Brauchen wir eine neue Gentechnik-Definition? Naturwissenschaftliche, ethische und rechtliche Perspektiven der Regulierung genom-editierter Pflanzen
Wann
Di, 14. Februar 2017, 15:00 Uhr
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Zum Thema
Neue molekularbiologische Techniken, die unter dem Begriff genome editing oder Genomchirurgie zusammengefasst werden, haben die gesamte molekularbiologische Grundlagenforschung, die Biotechnologie und die Biomedizin stark verändert. Die Techniken erlauben sehr präzise und kontrollierte Austausche und Löschungen einzelner DNA-Bausteine bis hin zu kompletten Gensequenzen und werden im Rahmen der Pflanzenzüchtung bereits breit eingesetzt. Im Ergebnis ist meist nicht mehr nachvollziehbar, ob die genomische Veränderung die Folge einer natürlichen Mutation, einer konventionellen Züchtungsmethode oder eines gezielten molekularbiologischen Eingriffs ist. Für das deutsche Gentechnikgesetz ist aber gerade die Unterscheidbarkeit von "natürlichen" Veränderungen und solchen, die auf "nicht natürlichem" Wege erreicht werden können, ein zentrales Element.
Die Weiterentwicklung molekulargenetischer Methoden hat also zum Verschwimmen der Differenzierbarkeit geführt und damit eine überaus kontroverse Debatte ausgelöst, was eigentlich als "gen-technisch veränderter Organismus" bezeichnet und entsprechend reguliert werden muss und was nicht. Dies wirft die Frage auf, ob die Gentechnik-Definition im Gentechnikgesetz grundlegend überarbeitet werden muss. Politik, Behörden, Gerichte und die Wissenschaft stehen vor der großen Herausforderung mit dieser veränderten Situation umzugehen und zeitgemäße Lösungen für die Regulierung genom-editierter Pflanzen zu finden.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Deutsche Ethikrat und die Deutsche Forschungsgemeinschaft möchten mit der Veranstaltung über die Entwicklungen in der Pflanzenzucht informieren und die daraus resultierenden ethischen und rechtlichen Fragen diskutieren.
Programm
Einführung
Jörg Hacker ML · Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Peter Dabrock · Vorsitzender des Deutschen Ethikrates
Katja Becker ML · Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Session 1 – Naturwissenschaftliche Perspektive
Moderation: Ulla Bonas ML · Vizepräsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Konventionelle und molekulare Pflanzenzüchtung
Detlef Weigel ML · Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Tübingen
Präsentation
Nachhaltige Landwirtschaft und Biodiversität
Urs Niggli · Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frick/CH
Präsentation
Diskussion
Session 2 – Rechtliche Perspektive
Moderation: Bernd Müller-Röber · DFG-Senatskommission für Grundsatzfragen der Genforschung
Interpretation #1 des Gentechnikgesetzes hinsichtlich der Einordnung genom-editierter Pflanzen
Tade Matthias Spranger · Universität Bonn
Präsentation
Interpretation #2 des Gentechnikgesetzes hinsichtlich der Einordnung genom-editierter Pflanzen
Jens Kahrmann · Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
Präsentation
Diskussion
Session 3 – Ethische Perspektive
Moderation: Steffen Augsberg · Deutscher Ethikrat
Widernatürlich geht nicht! Überlebenskultur als Erschaffung einer artifiziellen Natur
Peter Dabrock · Vorsitzender des Deutschen Ethikrates
Die gesellschaftliche Akzeptanz von genetisch modifizierten Nahrungsmitteln: Eine sozial-psychologische Analyse
Wolfgang Stroebe ML · Universität Groningen/NL
Präsentation
Diskussion
Podiumsdiskussion: Brauchen wir eine neue Gentechnik-Definition?
Moderation: Hans-Georg Dederer · Universität Passau
Detlef Bartsch · Leiter der Abteilung Gentechnik, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
Harald Ebner MdB · Bündnis 90/DIE GRÜNEN; Bundestags-Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
Margret Engelhard · Fachgebietsleiterin "Bewertung gentechnisch veränderter Organismen/Gentechnikgesetz", Bundesamt für Naturschutz
Stephanie Franck · Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter